Pro-Ject MaiA S2


"Kann dieses Ding überhaupt was?" Eine typische Reaktion von vielen Kunden, welche dieses Gerät zu ersten mal zu Gesicht bekommen. 

 

Nun, diese Frage möchte ich euch in diesem Bericht beantworten!

Viel Spass beim Entdecken. 

Um was geht es

Die MaiA S2, ein kompakter, digitaler Vollverstärker (ja, glaubt mir, der ist kompakt) hat es faustdick hinter den Ohren. Oder besser gesagt, er hat es hinter seiner Front aus Aluminium.

Ein Kandidat, welcher sich im preiswerten Segment etablieren will, oder es bereits hat?


Pro-Ject Audio, eine Firma mit Sitz in Wistelbach, nur 35 km von Wien in Österreich entfernt, wurde 1991 durch Heinz Lichtenberger ins Leben gerufen. 


Ende der 1980er Jahre, als die CD so richtig durchstartete, die Schallplatte schnell von vielen für Tot erklärt.. Der bereits genannte HiFi und Musikfan aus Österreich wollte dies jedoch nicht wahr haben und schon gar nicht akzeptieren. "Der analoge Weg ist der Beste!" Genau diese Denkweise sollte auch nach aussen transportiert und verbreitet werden. Es erstaunt nicht, dass es sich beim ersten Produkt um einen Plattenspieler handeln wird. Dieser überraschte viele Fachzeitschriften, wurde sogar als "sehr gut" und mit der Bestnote im "Stereo" ausgezeichnet.

 

Mit steigender Popularität widmete sich Pro-Ject auch anderen Produkte-Segmenten, wie Verstärkern, CD-Spielern und anderen.

 

Ein Vorsatz, der sich bis heute durchsetzt und dem Pro-Ject treu bleibt:

 

"Unsere Geräte vereinen Klang, Qualität und Wertigkeit zu einem fairen Preis." Zudem "bleibt die Produktion sämtlicher Geräte innerhalb Europas"

Pro-Ject MaiA S2...

...nennt er sich also. Unschwer zu erkennen, denn auf dem langweiligen weissen Karton befindet sich lediglich ein Aufkleber mit einem BAR-Code, sowie der Gerätebezeichnung. Immerhin steht die Farbe des Gerätes noch drauf.


Wie bereits erwähnt, die Produkte von Pro-Ject werden nicht in einem Land fernöstlich produziert. Natürlich soll dies gut leserlich auf dem Etikett zu finden sein!


Genau so nüchtern wie aussen geht es im Innern weiter. Es kommen zwei weitere Schachteln zum Vorschein. Grundsätzlich mag ich das nicht so sehr, eine Schachtel in der Schachtel. Immerhin sollte das Material so den Transport gut überstehen, scheint ja geschützt zu sein.

 

Sofort zu Gesicht kriegen wir die Bedienungsanleitungen und eine CD mit der Treibersoftware.


In der kleineren Box befindet sich das Zubehör. Dieses gestaltet sich sehr übersichtlich. Nebst einem relativ grossen, externen Netzteil, findet man eine (Mini)Fernbedienung, eine Batterie und eine schwarze Antenne. Keine Sorge, ein Anschlusskabel ist auch mit dabei, jedoch hat es dieses nicht mehr auf das Foto geschafft.


Fragt mich nicht wieso, aber diese Fernbedienung ist prädestiniert, in der Ritze des Sofas zu verschwinden. Immerhin nicht überladen mit Tasten und Knöpfe!

Ein Knopf für ein- und ausschalten, die Lautstärke, und die Quellenwahl. Damit hat sichs!


In der grösseren Box verbirgt sich nun das Gerät. Gut gepolstert und in einer Tüte eingepackt, wartet die MaiA S2 nur darauf, das Tageslicht zu erblicken. Auf dem Foto ist die Bluetooth Antenne bereits montiert. Diese wird bei Bedarf mittels eines Schraubgewindes am Gerät fixiert. Nichts, wovor man Angst haben müsste.


Drei Tasten, ein Drehregler, ein paar Anzeigen - das ist alles! Ja gut, der Kopfhöreranschluss befindet sich ebenfalls noch auf der Frontplatte. Sofort ins Auge sticht das sehr schön verarbeitete Aluminium.


An der Front ist weniger mehr. Die Rückseite jedoch zeigt jedoch, dass dieses Sprichwort hier nicht gilt! Kaum noch Platz für weiteres ist vorhanden!


 

 

Ganz links befindet sich der Phono-Anschluss. Dieser ist für MM oder High-Output MC Systeme ausgelegt, arbeitet also mit 47kOhm.

Gleich daneben befinden sich zwei weitere analoge RCA Eingänge, welche als normale Line-Eingänge dienen.


Über diesen Anschlüssen befinden sich zwei 3.5mm Klinkenbuchsen. Beim linken handelt es sich ebenfalls um einen analogen Audioeingang. Das wäre somit bereits der dritte analoge Eingang! Beim rechten Anschluss handelt es sich um einen Output. Bei diesem handelt es sich um einen variablen Audio Ausgang, somit kann die MaiA S2 auch als Vorstufe in Kombination mit einer anderen Endstufe verwendet werden. COOL!

Etwa in der Mitte des Rückpanels finden wir nun die digitalen Audioeingänge. Der kleine Pro-JEct verfügt über zwei Toslink und einen Koaxial Eingang. Somit kann jeder Fernseher, die PlayStation oder der Kabelreceiver in das System integriert werden.


Bei der goldenen Schraube handelt es sich um den Anschluss der Bluetooth Antenne. Genau, die MaiA S2 verfügt über Bluetooth und beherrscht somit den aptX Standard.

 

 

Auf der rechten Seite ist noch ein USB-B Anschluss, sowie der Stromanschluss zu finden. Ganz aussen platziert wurden die Anschlussbuchsen für die Lautsprecher. Zugegeben, die sehen schon etwas mickerig aus. Zum Glück können Lautsprecherkabel mit Bananensteckern verwendet werden.


Digital unter der Haube...

...verbirgt sich ein ganzer Haufen toller Sachen. So verfügt dieses Gerät beispielsweise über einen Cirrus Logic CS4344 24bit/192kHz Multi-bit Delta Sigma Wandler. Gar nicht mal von schlechten Eltern... Dank dem XMOS asynchron USB 24bit / 192kHz wird eine bestmögliche Audioqualität via Computer erzeugt!

Dieser Anschluss dient quasi als externe, sehr hochwertige Soundkarte und kann mit Windows, wie auch mit MAC Computern verwendet werden. Die Installation ist kinderleicht!

 

Das ist aber längst nicht alles. Auch der Coaxial Anschluss verarbeitet Daten bis zu 24/192. Via den beiden Toslink steht eine Datenrate bis zu 24/96 zur Verfügung.

 

Kabellose Musikübertragung mittels Bluetooth (aptX) gestaltet sich als praktisch, jedoch mit den bekannten "Problemen" dieser Technologie.

Im analogen Bereich...

...bietet die Pro-Ject MaiA S2 eine ganze Menge! So sind insgesamt 4 Anschlüsse vorhanden. Von diesen 4 sind deren 2 klassische Stereo RCA Eingänge (also Cinch). Bei einem der vier handelt es sich um einen 3.5mm Stereo-Klinken Anschluss. Ob es diesen wohl wirklich braucht? Es vermittelt das Gefühl, der Hersteller wollte unbedingt auf Biegen und Brechen noch einen weiteren Anschluss unterbringen. 

Beim letzten der vier handelt es sich um einen Phono Eingang. Dieser ist für MM und High-Output MC System ausgelegt. 

 

Wenn man sich das mal so auf der Zunge vergehen lässt.. All diese Anschlüsse in so einem kleinen Gerät. Das ist schon ordentlich!

Die Leistung...

...ist, zugegeben, nicht gigantisch, aber dennoch erstaunlich. 

Die Verstärkerleistung beträgt 2 x 25 Watt, gemessen an 8 Ohm

Bei 4 Ohm Widerstand liefert die MaiA S2 38 Watt pro Kanal.

Beim Verstärker handelt es sich, man staune, um einen Doppel-Monoaufbau! Ja, richtig gelesen, in dieser kleinen Kiste werkelt ein Doppel-Mono!

 

Diese Leistung reicht aus, um kompakte Lautsprecher in handelsüblichen Zimmern zu betreiben. 

 

Zitat aus der Preoduktebeschreibung des Herstellers: "Die Ausgangsleistung dieses Vollverstärkers ist für audiophile Wiedergabe in Räumen von etwa 25m2 mit hochwertigen Lautsprechern in der Preisklasse von € 200,00 bis € 1000,00 ausgelegt."

 

Diese Aussage kann ich bestätigen, aber dazu später mehr.

 

Die MaiA S2 verfügt zudem über einen 6.3mm Klinkenstecker für HiFi Kopfhörer. Dieser Anschluss ist fähig mit Widerständen von 16 - 600 Ohm umgehen zu können. Zudem verfügt der Verstärker über einen variablen Audioausgang um eine weitere Endstufe oder einen Aktiv Subwoofer anschliessen zu können.

Die Stromversorgung....

 

...erfolgt mittels einem externen Netzteil mit 20V Gleichstrom. Dass das Netzteil extern liegt, erstaunt nicht. Es ist etwas klobig, ja, aber betrachten wir doch gleich einmal die Vorteile. Sobald Strom in irgend einer Weise verändert, transformiert werden muss, entstehen Schwingungen und Einstreuungen, welche die Elektronik negativ beeinflussen kann.


Entfernt man diese Komponente mit dem grössten Störpotential von der eigentlichen Elektronik, können sehr viele Fehler, welche schlussendlich den Klang beeinflussen, vermieden werden. Zudem gestaltet es sich auch deutlich günstiger, ein "einfaches" Netzteil extern zu konstruieren, als ein "aufwändiges" Netzteil intern. Vom Vorteil der Baugrösse des eigentlichen Gerätes brauchen wir hier gar nicht erst sprechen.

 

Übrigens, das Netzteil misst 11.6 x 5.2 x 3.3cm. Das Anschlusskabel zur Steckdose kann entfernt werden, die Geräteseite ist fix verbaut und misst etwa einen Meter.

Der Testaufbau...

...besteht diesmal aus einem CD-Spieler, dem

Pro-Ject CD-Box S2. Dieser besitzt einen digitalen Optical-, sowie einen analogen RCA Audio Ausgang. 


Unüblicherweise verbinde ich nun beide Anschlüsse. So kann ich gleich mal den Unterschied der beiden Digitalwandler feststellen. Bei den verwendeten Kabeln handelt es sich um die "grüne Baureihe" von Audioquest. Also dem Evergreen RCA und dem Forest Toslink.


Als Plattenspieler dient der Pro-Ject RPM1 Carbon in seiner Basisausstattung mit der Ortofon 2M Red MM Zelle. Lediglich diese dämliche Filzmatte, welche ab Werk mitgeliefert wird, ersetzte ich durch die Cork-It, ebenfalls von Pro-Ject.


Als dritte und letzte Quelle darf noch mein Notebook in den Genuss einer guten Soundkarte kommen. Hierfür verwende ich ein 0815 Standard USB Kabel, wohlwissend, dass da, mit etwas besserem, deutlich bessere Ergebnisse erzielt werden können!

 

 

Die ersten Lautsprecher, welche durch den Winzling befeuert werden sollen, stammen aus dem Hause Tails Audio. Das Model Atara 2, ein kompakter Regallautsprecher, welcher für Fr. 690.- pro Paar erhältlich ist, spielt grundsätzlich sehr gut, verlangt aber dennoch einen guten Verstärker.


Für den zweiten Testlauf muss sich der Verstärker mit dem Model Atara 4, ebenfalls von Tails Audio, messen. Hierbei handelt es sich um einen 3-Wege Standlautsprecher, Paarpreis CHF. 1380.-

Der Klang...

 ...mit dem Atara Model 2, gleich vorn weg, ist erstaunlich gut und überrascht (positiv). 

Bekannterweise bin ich ein absoluter Vinyl Fan, daher auch gleich den Test als erstes mit dem Plattenspieler. Auch hier kommen meine Lieblingsplatten zum Einsatz. Von Eric Clapton, über Yello bis zu ZZ Top. Es ist erstaunlich, wie präzise und schön Aufgelöst die Klänge wiedergegeben werden. Selbst die räumliche Abbildung, die Bühnenpräsenz und die Power der Rocker, wie AC/DC oder ZZ Top, sind überzeugend. Klar, die Atara 2 hat schon ihre Grenzen, jedoch erscheint mir die Musik in keinem Moment "angestrengt".

 


Als nächstes, die selbe Musik, die selben Testbedingungen, jedoch mit der Atara 4. 

Auch hier, die Klänge im gesamten Mittel- und Hochtonbereich kommen klar und facettenreich. 

Ja und der Tiefton? Ja, das ist so eine Sache. Hier wird die Grenze des 2 x 25 Watt starken Verstärker klar aufgezeigt. Versteht mich nicht falsch, der Klang ist erstaunlich gut, jedoch lässt der Klang, vorallem bei "basslastiger" und "kräftiger" Musik etwas zu wünschen übrig. Es dürfte etwas mehr sein. Der Musik wird nicht mehr der Raum zur Verfügung gestellt, den Sie bräuchte. Aus Erfahrung kann ich jedoch sagen, dass es nicht am Talis Audio Atara 4 liegt...

 

Als nächstes, zurück zu den Atara 2, steht der CD-Spieler in den Startlöchern. 

Hier, genau so wie bei Vinyl, dürfen verschieden Interpreten ein Ständchen geben. Auch hier, AC/DC, Eric Clapton und viele mehr. Die Dynamik ist gut, die Wiedergabe klar und angenehm. Ja klar, in Puncto Dynamik und Leben schaut der CD-Spieler im Vergleich zum Plattenspieler in die Röhre. (Wie gesagt, ich selbst bin Vinyl Fan, daher ggf. auch etwas beeinflusst). Interessant, der CD-Spieler selbst verfügt über einen in dieser Preisklasse sehr guten Digital Wandler. Klanglich ist der im CD-Spieler integrierte Wandler demjenigen der MaiA S2 überlegen, wenn auch nicht gigantisch!

 

Als letztes noch die digitale Wiedergabe mittels PC. Ich verwende hierfür den APP-Player von Tidal. Da ich über ein HiFi Abo verfüge, ist es mir möglich, Musik in HiRes (MQA) wiedergeben zu können.

Hier zeigt sich die Stärke des USB Wandlers der MaiA S2. Es macht richtig Spass!

 

 

Ach ja, alle weiteren Tests hatte ich nur noch mit den kleinen Atara 2 durchgeführt.

Das Fazit...

 

 

...fällt durchaus Positiv aus!

Tonal erreicht die MaiA S2 unglaublich viel. Die Ausstattung ist gigantisch, viel mehr, als das vorhandene, kann man schon gar nicht mehr wünschen!


Ja, der Klang überzeugt grundsätzlich. Bei Lautsprechern, die etwas Leistung abverlangen, wird jedoch eine Limite erreicht, bei welchem man sich eingestehen muss, dass die 25 Watt nicht mehr ausreichend sind.

 

Ich sehe in diesem System eine perfekte Option für alle, die auf der Suche nach einem kleinen, hochwertig verarbeitetem System sind, welches alle Möglichkeiten bietet. Für die 589.- Franken erhält man durchaus viel Musik. 

Für kleine Räume und kleine Lautsprecher kann dieses System durchaus überzeugen. Für anspruchsvolle Hörer empfehle ich jedoch eher einen Blick zu etwas stärkeren Modellen.

 

Pro:

  • Ausstattung
  • Grösse
  • Verarbeitung
  • Klang mit kleinen Lautsprechern
  • Preis / Leistung

 

Contra:

  • Phono Anschluss nur für MM
  • Kommt schnell an seine Grenzen bei "grossen" Lautsprechern
  • Die Verwendung von Bananensteckern "ist Pflicht"

Alle im Text erwähnten Produkte