Gold Note PH10

Diesmal dreht sich alles um Vinyl - wobei, das stimmt nicht ganz. 

 

Wie wohl die meisten von euch wissen, benötigt jeder Plattenspieler einen sogenannten Vorverstärker. Dieser ist in teils direkt im Plattenspieler oder Verstärker / Receiver integriert. Ist dies jedoch nicht der Fall, wird ein solcher Vorverstärker in Form einer externer Komponente benötigt.

 

Phono-Vorverstärker, auch Entzerrer genannt, sind bereits ab wenigen Franken erhältlich, die Obergrenze liegt bei, naja, im hohen vierstelligen Bereich.

 

In diesem Artikel möchte ich euch den Gold Note PH10 vorstellen. Ein Vorverstärker, der es wirklich faustdick hinter den Ohren, respektive hinter dem Aluminium hat.

Weshalb wird ein Vorverstärker benötigt?

Viele wissen noch von früher, dass der Plattenspieler am "Phono-Anschluss" des Verstärkers angeschlossen werden muss. Doch wieso?

 

Nun, die meisten denken, dass der (Phono)Vorverstärker (wie eigentlich dem Namen zu entnehmen) lediglich das Signal, also die Musik der Nadel verstärkt. Das ist grundsätzlich korrekt, aber auch nur die halbe Miete. 

Ein standardisiertes Quellgerät wie z.B. ein CD-Spieler oder Streamer liefern eine Ausgangsspannung am RCA Anschluss von ca. 0.775 Volt (7.75mV) DIN-Pegel. Der Plattenspieler hingegen, wobei besser gesagt der Tonabnehmer, liefert nur etwa zwischen 0.1 - 5 mV. Dieser enorme Unterschied muss durch den Phonoverstärker ausgeglichen, also "vorverstärkt" werden. Ist dies nicht der Fall, erhält der Verstärker ein dermassen leises Signal, mit welchem er nicht korrekt arbeiten kann.

Die zweite, genau so wichtige Aufgabe des Vorvestärkers liegt darin, das Signal zu entzerren. Die Aufmerksamen unter euch haben es weiter oben bereits bemerkt. Der Vorverstärker wird auch "Entzerrer" genannt. 

 

Bei der Aufnahme der Schallplatte werden tiefe Frequenzen abgeschwächt und hohe Frequenzen angehoben. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen kann so die Spieldauer der Schallplatte angehoben werden. Würde der Bass, also die tiefen Frequenzen unverändert in die Vinylplatte geschnitten, würden die Rillen einen grösseren Abstand benötigen. Dies, da die Auslenkung, also die Bewegung des Tonabnehmers sehr gross wäre. Ein weiteres Problem wäre, dass die Qualität der Hochtonwiedergabe massiv leiden würde.

 

Um diese Probleme zu beseitigen, werden sämtliche Schallplatten verzerrt geschnitten. Die Art und Stärke der Verzerrung wurde in den 1950er Jahren genormt. Der RIAA Standart, ist bis heute die am meisten Art. RIAA bedeutet im übrigen Recording Industry Association of America.

 

Es existieren noch weitere Standards wie DECCA oder auch Columbia, da alle vom Grundprinzip her ähnlich sind, lassen wir das an dieser Stelle sein und wenden uns dem eigentlichen Produkt zu.

Ganz schön...

...langweilig schaut sie aus, die braune Schachtel aus Karton. Eine simple Etikette auf der schmalen Seite gibt Informationen über den Inhalt. Naja, wahre Schönheit liegt ja wie so oft im Inneren.


Auch nach dem Öffnen der Verpackung bleibt ein WOW aus. Das Gerät ist in eine Folie geshweisst und mit weissem Schaumstoff vor Stössen und Schlägen geschützt.


Der Lieferumgang fällt auch nicht gerade happig aus. Nebst dem PH10 liegt eine Bedienungsanleitung in englischer Sprache, sowie ein Netzkabel bei. Doch halt! Es handelt sich hierbei nicht um ein High-End Netzkabel, sondern um ein einfaches Standard-Kabel mit Schukostecker! Aber keine Angst, bei uns wird jedem Gerät ein T13 Anschlusskabel beigelegt. Ach ja übrigens, ein paar Franken in ein gutes Netzkabel investieren lohnt sich! Kostet nicht so viel, bewirkt jedoch Gutes!

Ein Prachtstück...

...aus eloxiertem, gebürstetem Aluminium präsentiert sich vor mir. Bei diesem Anblick bestätigt sich obiges Sprichwort. Wahre Schönheit kommt von Innen.


Sofort fällt die edle Verarbeitung ins Auge. Das Gehäuse des PH10 besteht quasi aus einem Guss. Es handelt sich hierbei um einen rund 2mm starken Rahmen aus massivem Alu. Dieser weist nirgends eine Naht- oder Schweissstelle auf. Ist dieser etwa aus einem Aluminiumblock gefräst? 

An den Kanten der Seitenwände befinden sich elegant geformte Schlitze, die für genügend Frischluft im für die aufwendige Elektronik sorgen. Anhand des Gewichtes zumindest, scheinen die Innereien wertig und aufwendig zu sein. Man hält da etwas in den Händen, fernab von Plasik und Leichtbau! Auf der Oberseite ist das Firmenlogo eingefräst, resp. leicht hervorgehoben. 

 

Die ebenfalls sehr massive Frontplatte ist ebenfalls sehr schlicht gestaltet. Sie beinhaltet ein grosses Display mit 7.3 cm Diagonale, sowie ein Drehschalter rechts aussen.

 

Es fällt auf, dass sich Gold Note nicht lumpen lässt. Das Design, die Materialwahl, Verarbeitung und das gesamte Erscheinungsbild lässt schon vor den ersten Tönen ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern.

 

Die Masse sind im Übrigen: 20 x 8.5 x 25.8 cm (BxHxT), resp. 28.5 cm Tiefe mit den Anschlussbuchsen und Drehregler.

Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Das Gerät ist in silberner, schwarzer und auch goldener Ausführung erhältlich.


Lässt alle Optionen offen

Auf der Rückseite, diese ist ebenfalls aus Metall gefertigt, präsentiert der PH10 eine ganze Menge Anschlüsse. Sofort fällt auf, dass dieses Gerät über 2 Phono Eingänge verfügt. Die RCA Buchsen sind vergoldet und wirken sehr robust und massiv. 


Um das Signal an das Musiksystem weiter zu leiten, stehen zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Zum einen, ebenfalls massive, vergoltete RCA Ausgänge und direkt darüber die Balanced XLR. Auch hier sind die Pins zur Verbesserung der Übertragung vergoldet. 

Neben den XLR Anschlüssen befindet sich ein grosser, mit acht Pins belegter Anschluss namens PSU. Dieser wird für die Verwendung des Gold Note PSU10, einem externen Linearnetzteil, benötigt. 

Des weiteren besitzt er einen Anschluss namens GN Port.

 

Beim GN Port handelt es sich um einen Anschluss, welcher für eventuelle Erweiterungen eingesetzt werden kann. Dies könnte z.B. eine andere Ausgangsstufe als die Integrierte sein, oder was auch immer sich Gold Note da in Zukunft noch einfallen lässt. Auf jeden Fall behält man sich alle Türen für weitere Upgrades offen.

 

Etwas unspektakulärer präsentiert sich der 3-Pol Stromanschluss und der mechanische Kippschalter für die Stromzufuhr.

 

Ein nicht beschrifteter Mini USB Anschluss dient lediglich dazu, das Gerät mit dem PC verbinden zu können um ggf. Software-Updates durchführen zu können. Ebenfalls nicht beschriftet ist der Resetschalter, welcher mit einer Büroklammer betätigt werden kann.

Let's start

Um den PH10 zum leben zu erwecken, wird der Master-Schalter auf der Rückseite umgelegt. Nun befindet sich das Gerät im Stand-By. Der Stromverbrauch liegt hier bei weniger als 0.5W.


Nach längerem Drücken auf den Schalter an der Front, ertönt ein klicken und das Display schaltet sich ein. Auf dem Bildschirm werden nun allerlei Informationen eingeblendet. Unter anderem wird die Entzerrungskurve, die Art des Tonabnehmers, den Gain und mehr eingeblendet.

 

Für meinen Test verwende ich nun drei unterschiedliche Plattenspieler. Zum einen den Gold Note Pianosa mit einer Gold Note Donatello Red (High-Output MC), den Gold Note Mediteraneo mit einem Machiavelli Red. Aus Spass wird noch ein Spieler einer deutlich günstigeren Preisklasse betrieben. Hierbei handelt es sich um den Rega Planar 2 mit einem im Lieferumfang enthaltenen MM System.

Meine Testanlage besteht aus dem Verstärker NAD C375 und den Rowen S4. Dies ist ein schön klingender, analoger Verstärker, welcher mit den angeschlossenen Lautsprechern gut zurecht kommt.


Die Vorbereitung

Da der Gold Note PH10 über zwei Anschlüsse verfügt, gestaltet sich der erste Vergleich sehr angenehm. Die Anpassungen an den Tonabnehmer können jeweils individuell eingestellt werden. Wie aus den technischen Angaben der Tonabnehmer ersichtlich ist, unterscheiden sich diverse Punkte von System zu System. Gut, bei den MM Abnehmern sind die Differenzen nicht gigantisch, dafür innerhalb der MC-Welt um so mehr.

Die einzustellende empfohlene Last beim Donatello Red ist hier bei 470 Ohm, hingegen beim Machiavelli Red bei 47kOhm. Zugegeben, das Machiavelli ist sehr speziell. Eine MM Zelle, die auf der Einstellung MC mit den Werten von MM besser harmoniert? Naja, speziell eben.


Der PH10 lässt sich mittels des Dreh- und Drückrades sehr einfach und schnell an die verwendeten Tonabnehmer anpassen.

Es stehen viele verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl. So kann neben dem Widerstand auch das Gain, also "der Grad der Verstärkung", wie auch die Entzerrungskurve angepasst werden.


Zugegeben, wirklich oft wird man diese Einstellungen nicht benötigen. Jedoch ist es schön zu wissen, dass die verwendeten Tonabnehmer ihr volles Potenzial ausreizen, resp. der PH10 das Maximum anhand der individuellen Einstellung herausholen kann.

Was kann im Detail angepasst werden?

Jetzt habe ich euch schon so viel über die Einstellungen am PH10 erzählt. 

Schauen wir uns doch mal die einzelnen Punkte im Detail an.

In der linken oberen Ecke wählt man den Eingang, an welchem der Spieler angeschlossen ist. Also IN 1 oder IN 2.

Wird nun das Drehrad nach rechts gedreht, wandert die Umrahmung vom Input zur Auswahl von MM zu MC.


Ach übrigens.. falls eine Position verändert werden möchte, reicht ein Druck auf den Knopf. Der Rahmen wechselt nun die Farbe von weiss zu rot. Durch erneutes drehen wechselt ihr nun die Werte und bestätigt diese durch ein Drücken. Der PH10 bestätigt die Änderungen mit einem Klicken. Da wird also wirklich noch gearbeitet, nicht bloss die Software angepasst!

Wieder eine Drehung nach rechts und schon gelangt man zur GAIN Einstellung.

Hier könnt ihr aus folgenden Optionen wählen: -3dB, 0dB, +3dB und +6dB. Die Basisverstärkung liegt bei 65dB für MC und bei 45dB für MM.


Der nächste Punkt, der angepasst werden kann, ist die Kurve der Entzerrung. Hier stehen insgesamt 6 Optionen zur Wahl. Diese umfasst die Standards RIAA, Decca London und America / Columbia. Innerhalb der Auswahl steht jeweils noch ein Standard und ein "Verbessert" zur Verfügung. Dazu aber später mehr.


Der letzte relevante Punkt erreicht man, wie könnte es anders sein, durch erneutes drehen nach rechts. Nun landet man bei "LOAD". Hier wird die Eingangsimpedanz angepasst.


Hier stehen insgesamt 9 Optionen zur Verfügung. Die niedrigste Einstellung liegt bei 10 Ohm, dann geht es weiter mit 22, 47, 100, 220, 470, 1000, 22000 und 47000.

Zu guter letzt kann noch das Display ein, resp. aus geschaltet werden.  Rechts unten wird noch ein zusätzliches Symbol eingeblendet, welches die Verwendung eines externen Netzteils anzeigt. In den Bildern ist kein Netzteil angeschlossen.

Ohren auf und los geht's

So, nachdem die beiden für den Test relevanten Vinyldreher angeschlossen sind, die Einstellungen beendet und alles verkabelt ist, widme ich mich den Platten.

Für meinen Test verwende ich diverse Schallplatten aus meiner privaten Sammlung.

 

Die Hörprobe starte ich gleich mal mit etwas härterem - AC/DC mit dem Album Highway to Hell. Hier auch gleich das gleichnamige Stück zu erst. Den ersten Durchgang absolviert hier der Pianosa mit dem Donatello Red. Wie (eigentlich) zu erwarten, spielt das System sehr schön, bietet kräftige, knackige Bässe aber dennoch wird die Stimme präzise wiedergegeben. Nach ein paar Minuten wird das identische Stück noch auf dem Mediteraneo und dem Machiavelli gespielt.

Eigentlich dreht es sich ja um den Vorverstärker, aber dennoch muss erwähnt werden - die Differenz von Mediteraneo zu Pianosa und Machiavelli Red zu Donatello Red ist schon arg schwer zu verdauen.

Nun versteht mich hier ja nicht falsch! Der Pianosa mit seinem System ist innerhalb seiner Preisklasse ein absolutes Top-Gerät, welches sich kaum vor einem Mitbewerber fürchten muss!!

 

Nun weiter zur Musik. Als nächstes dürfen noch die Dire Strates, Diana Krall, Norah Jones, Adele und einige weitere Jazz und Blues Künstler ran. 

Das Ergebnis ist immer das gleiche, beide spielen sehr gut, die Musik kommt kraftvoll, aber dennoch sehr stimmig daher.

 

Sehr positiv fällt auf, dass der PH10, völlig unabhängig, welche Musikrichtung gespielt wird, eine wahnsinnige Ruhe, aber dennoch eine lebendige Abbildung erzielt! 

 

Der Musik wird ein Gesicht, eine Gestalt verliehen. Die Klänge werden von den Lautsprechern los gelöst, die Musik beginnt förmlich zu fliessen. Es ist schwierig in Worte zu fassen, was der PH10 da macht. Auf jeden Fall muss ich sagen, das Grinsen wird von Platte zu Platte grösser. 

Fazit

Was soll ich da nur sagen. Der Gold Note PH10 darf man für Fr. 1650.- sein Eigen nennen.

Die Verarbeitung spricht für sich, genau so auch der Klang und die Möglichkeiten der Einstellungen.

 

Dieses kompakte Meisterwerk zielt ganz klar auf Fans, Liebhaber und Geniesser von Schallplatten ab. In seiner Preisklasse spielt er auf jeden Fall in den oberen Rängen und muss sich auch vor hochpreisigeren Mitbewerbern nicht fürchten. Gold Note macht hier alles richtig!

 

Dieses Gerät darf sich getrost mit den bisher erlangten Auszeichnungen schmücken, diese sind definitiv gerechtfertigt. 

 

Ganz kurz gesagt: Der PH10 von Gold Note ist eine absolute Kaufempfehlung! 

Ach ja, da war noch das mit dem...

...Gold Note PSU-10 Netzteil.. Der PH10 ist noch nicht am Ende der Fahnenstange angelangt. Für alle, die es wissen wollen, verwenden das Separate PSU. Dank dieser externen Stromversorgung wird der Vorverstärker nochmals in eine neue Liga befördert. 


Das PSU-10 ist in selbem Design, in den selben Farben und in selber Baugrösse zu Fr. 1130.- zu haben.